In Veränderungssituationen ist es wichtig, zu erkennen,
wo man steht und dies zu akzeptieren. Der zentrale Satz der Achtsamkeit hierzu heißt
“Es ist wie ist, sonst wäre es anders”. Wir alle wünschen uns meist Veränderungen
der Umstände, also unseres Umfeldes (wie z.B. Vorgesetzte, Partner, Stimmung im Team).
Jedoch passiert so etwas selten. In Wahrheit können wir nur uns selbst in unseren
Ansichten und Handeln ändern. Dadurch können sich Dinge ändern. Aber zunächst ist es
wichtig, zu akzeptieren, dass die Dinge - unsere Lebensumstände, Beziehungen, der
Gesundheitszustand - genau so sind, wie sie eben sind. Und unser Eingeständnis, dass
wir Veränderung wünschen.
Bevor wir merken, dass Veränderung notwendig ist, versuchen
wir oft mit Nachdruck für unseren Standpunkt zu kämpfen, obwohl uns längst die Kraft
dazu fehlt. Wir setzen gerade alle Kraft dafür ein, Dinge, die uns im Moment nicht
möglich sind, mit Nachdruck durchzusetzen. Wir meinen, dass wir dies noch unbedingt
machen müssen oder jenes noch unbedingt zu erledigen ist, bevor wir uns endlich um uns
selbst kümmern können. Um unsere gestresste Seele. Jedoch ist es zwingend notwendig,
genau in diesem Moment, für eine Zeit dies alles loszulassen. Weil es nicht mehr geht.
Es hat Vorrang, dass wir uns um uns selbst zu kümmern. Loslassen zählt: Ich darf all
die Strategien, Pläne, Aufgaben, die bis jetzt nicht funktioniert haben, jetzt erst
einmal nicht fortsetzen oder weiterverfolgen. Ich darf nicht kraftlos kämpfen. Ich
muss aussteigen, wo ich jetzt bin. An dem Punkt, an dem ich jetzt stehe, muss ich
innehalten und mich um einen neuen Anfang, neue Strategien bemühen.
Viele Veränderungen scheitern daran, dass uns zwar die
Notwendigkeit für Veränderung bewusst ist, uns aber unklar ist, wohin unsere Reise
gehen soll. Was ist unser Ziel? Wie soll Veränderung aussehen? Was wollen wir
erreichen? Deshalb müssen wir uns klar darüber werden, wo wir hinwollen, was das Ziel
ist, auf das wir uns zubewegen wollen. Und dies sehr konkret: Woran werde ich merken,
dass ich wieder Freude an der Arbeit habe? Woran werde ich merken, dass sich meine
Beziehung zu mir nahen Personen wieder verbessert hat?
Werte sind über unsere gesamte Lebensspanne der Motor
unseres Handelns, das was uns wirklich antreibt. Werte sind die überdauernden
Vorstellungen, die uns Sinnstiftung und Handlungsanleitung geben. Das
Navigationssystem unseres Lebens. Allerdings fliegt unser Leben nur allzu oft im
Autopiloten dahin. Oder wird gar von den Vorstellungen anderer Menschen oder
Institutionen übernommen. Manchmal täuscht uns “die Sache an sich” und gibt vor, ein
Wert zu sein. Allzu oft geraten unsere Werte im täglichen Klein-Klein und den Kämpfen
des Lebens in Vergessenheit oder gar verloren. Deshalb ist es sehr wichtig, sich
seiner Werte bewusst zu werden, diese präsent zu halten und selbst wieder das Steuer
des Lebens in die Hand zu nehmen.
Wir sind gerne Heldinnen und Helden. Oder meinen es sein zu
müssen. Gerne sind wir für andere da, durchsetzungsstark im Kampf des Lebens. Jedoch
gerät dabei die wichtigste Person für uns außer Acht: Wir selbst. Es fällt uns so
schwer, uns um uns selbst zu kümmern. Dabei ist es zentral, herauszufinden, was wir
selbst brauchen, wo wir Unterstützung brauchen, Nähe, Zärtlichkeit, eine Finanzspritze,
Raum für Entspannung oder was auch sonst. Und dazu müssen wir stehen, ohne dabei die
Anderen und Ihre Ansprüche außer Acht zu lassen. Die liebevolle Güte uns selbst
gegenüber ist Voraussetzung für Heilung und Gesundheit.
Jeder Mensch hat Kraftquellen: Beziehungen, Begegnungen,
Entspannung in einem heißen Bad, Theater, Kino, Sport, Fußball, Shopping, ein
Rückzugsort, Reisen oder etwas ganz anderes. Ganz egal ob Stille oder Lärm und Trubel
unsere Kraftquelle ist. Wichtig ist, dass diese Kraftquellen uns nicht verloren gehen.
Deshalb müssen wir uns ihrer Notwendigkeit und Wirkung bewusstwerden und bereit sein,
sie, wenn sie verloren gegangen sind, auch wieder zurück in unser Leben integrieren.
Allzu oft lassen wir uns von Gedanken und Emotionen steuern.
Wir haben Angst vor Veränderung und Fortschritt, weil uns unsere Gedanken eingeben,
dass es nicht funktionieren wird oder möglicherweise Konsequenzen hat. Diese innere
„Grübelmaschine“ sorgt dann für Stillstand im Leben oder hält uns im emotionalen
Kreislauf der ständigen Vermeidung. Das zugrundeliegende Konzept der Fusion besagt dann,
dass die Gedanken gleichsam unsere Person, unser Handeln im Stillstand halten, weil wir
meinen, dass wir so wie unsere Gedanken sind. So werden wir zu Sklaven unserer
fehlerhaften Selbstkonzepte und Angstgedanken. Für Befreiung sorgt hier, eine Defusion
von uns Selbst und unseren Gedanken zu erreichen. Somit werden wir frei für die
Veränderung und Handeln im Sinne unserer Werte. Die Versklavung unseres Selbst durch
unsere innere „Grübelmaschine“ wird beendet. Nicht nur die Gedanken, sondern auch wir
selbst sind dann frei für neue Erfahrungen.
Im Gegensatz zu unseren Gedanken, die eine direkte Auswirkung
auf unsere Handlung haben und uns direkt im Handeln beeinflussen können, tragen wir auch
viele innere Stimmen mit uns. Dies kann sehr wohl unsere eigene Stimme sein, die immer
wieder sehnsüchtig "Ich war noch niemals in New York“ vor sich hinsingt oder die Stimme
unserer Mutter oder unseres Vaters, die uns zuruft "Aber deine Schwester hat das alles
besser gekonnt". Diese Stimmen der Vergangenheit beeinflussen dann oft unser Handeln.
Es ist deshalb wichtig, diese inneren Stimmen zu verstehen, einzuordnen und zu antworten.
Dies kann bedeuten, manchmal mit der Stimme der eigenen Vernunft dagegenhalten,
vielleicht aber auch ihrem sehnsüchtigen Ruf zu folgen
Nichts im Leben ist „alternativlos“. An jedem Punkt der
Veränderung haben wir viele Möglichkeiten der Weiterentwicklung: Fahren im Jammertal,
kämpfen wo wir sind, fortzufahren, seitwärts abbiegen, umkehren. Wir können den Berg aus
dem Tal anblicken oder vom Berg ins Tal schauen. Alternativen sind immer da, sie eröffnen
verschiedene Perspektiven. Wir müssen uns nur Ihrer bewusst sein.
Leider ist es am Steuer und auf der Fahrt unseres Lebens nicht
immer so einfach, dass wir nur festlegen, wohin wir wollen und dabei allseits freie Fahrt
oder gar Vorrang haben. Oft hindern uns tatsächliche, gedankliche oder absehbare
Hindernisse daran, diese Fahrt zu beginnen, fortsetzen oder bremsen uns einfach aus. Aus
einer Sackgasse kommt man manchmal auch nur im Rückwärtsgang heraus. Es ist deshalb
wichtig, sich dieser Hindernisse bewusst zu sein und sich auf Umfahrungen einzustellen.
Es kann aber vielleicht manchmal auch notwendig sein, wie in einem Hollywoodfilm die
massiv scheinende Schranke zu durchbrechen, die sich dann im Idealfall doch nur als
harmloses Plastikband herausstellen kann.
Nichts können wir in unserem Leben besser, als die gleichen
Fehler immer wieder zu machen. Dabei ist es manchmal gar nicht so schwer, die Dinge
anders zu machen. Deshalb ist sehr wichtig, auf dieser Lebensreise, neue Routen,
Antriebsmittel und vielleicht auch Mitfahrer mitzunehmen. Wir müssen für unsere alten
Probleme neue Strategien entwickeln und den Mut haben, Sie auch auszuprobieren. Denn
eines ist in jedem Fall das Gute daran: Diese Strategien und Techniken sind anders als
die bisherigen Strategien, von denen wir eigentlich wissen, dass Sie nicht funktioniert
haben.
Der Philsosoph Martin Buber sagt radikal: Alles wirkliche
Leben ist Begegnung. Auch die moderne Wissenschaft hat viele Belege dafür gefunden, dass
entscheidend für ein langes und erfülltes Leben unseres Beziehungsnetzwerk ist: Die
Existenz und die Qualität unserer sozialen Beziehungen. Diese können beruflicher,
familiärer, freundschaftlicher oder auch nur ganz oberflächlicher Natur zu sein. Es ist
deshalb von großer Bedeutung, das Beziehungsnetzwerk, die Beziehungen unseres Lebens,
anzuschauen, zu analysieren und sich Ihrer Pflege zu widmen. Es ist essentiell, dass
dieses wirkliche Leben stattfindet.
Veränderung, die von unseren Werten angetrieben wird,
Aufstehen als wir selbst, ist ganz oft mit Schmerzen verbunden: Dem Schmerz des
Loslassens. dem Schmerz des Neuanfangs. dem Schmerz der Ungewissheit. Aber es ist das,
was wir selbst wollen: Als wir selbst diesem Schmerz entgegenzutreten. Als wir selbst
wahrhaftig und authentisch in den vielfältigen Beziehungen deines Lebens zu sein. Uns
selbst in den Prozess der Veränderung einzubringen. Angetrieben von liebevoller Güte
uns selbst und anderen gegenüber.